GESCHICHTE DER AWO
Die verheerenden Folgen des 1. Weltkrieges - Massenarbeitslosigkeit, Hunger, Elend,
Krankheiten, die Schicksale tausender Kriegswaisen - führten 1919 zur Gründung
der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Deutschland.
Eine der bedeutendsten deutschen Frauenrechtlerinnen des 20. Jahrhunderts, Marie Juchacz, rief am 13. Dezember 1919, mit Zustimmung des Hauptausschuss
innerhalb der Sozialdemokratischen Partei in Deutschland, die "Selbsthilfe der Arbeiterschaft" – die Arbeiterwohlfahrt – ins Leben.
Der Name Maria Juchacz ist als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und führenden
Sozialdemokratin untrennbar mit der Arbeiterwohlfahrt verbunden.
Die Gründung der Arbeiterwohlfahrt war ein Angebot an die Bevölkerung, in Bereichen der Wohlfahrtspflege mitzuwirken, die bislang nur als bürgerliche Armenpflege behandelt worden waren.
Schulung und Aufklärung, sozialpolitische Einflussnahme und modellhafte Projekte sowie schnelle und unbürokratische materielle Hilfe für Notleidende waren in den Jahren nach 1919 das Leitmotiv
und die Ziele, Hilfe zur Selbsthilfe war der Weg der AWO.
In
Schwaben folgte bereits 1927 – um den Augsburger Clemens Högg herum – die Gründung der AWO
Bezirksverband Schwaben.
Weil sich die AWO nicht in die nationalsozialistische Volkswohlfahrt eingliedern ließ, wurde die Arbeiterwohlfahrt schon wenige Wochen nach der Machtergreifung Hitlers im Jahre 1933 verboten und zerschlagen.
Vermögen, Einrichtungen und Heime wurden von den Nationalsoziallisten beschlagnahmt, führende Frauen und Männer der AWO verfolgt.
Der schwäbische Vorsitzende Clemens Högg verstarb nach unsäglichem Leiden am 11. März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen.
Unmittelbar nach dem Ende der Nazi-Diktatur wurde die Arbeiterwohlfahrt (AWO) 1945 wieder
gegründet.
Die AWO löste sich 1945 von der SPD in Deutschland und wurde ein
eigenständiger Verein.
Nach der Rückkehr aus der Emigration wurde Marie Juchacz am 11. Oktober 1949 zur Ehrenvorsitzenden gewählt und prägte den erneuten Aufbau der AWO, die sie dreißig Jahre zuvor gegründet hatte.
DIE AWO HEUTE
Was als Suppenküchen, Nähstuben und Nothilfe begann, hat sich heute zu einem modernen und aktiven Sozialverband mit einem dichten Netz von Dienstleistungen in Deutschland entwickelt.
Denn heute ist die AWO auf Grund ihrer Geschichte und ihres gesellschaftspolitischen Selbstverständnisses einer von sechs Spitzenverbänden der „Freien Wohlfahrtspflege“ in Deutschland mit besonderer Prägung. In den großen unabhängigen Spitzenverband haben sich Frauen, Männer und junge Menschen als Mitglieder und als ehren- und hauptamtlich Tätige zusammengefunden, um im ganzen Bundesgebiet in unserer Gesellschaft bei der Bewältigung sozialer Probleme und Aufgaben mitzuwirken und um den demokratischen, sozialen Rechtsstaat zu verwirklichen.
Bis heute stehen wir in dieser Tradition. Selbsthilfe, professionelle und freiwillige Sozialarbeit und der Vorrang der öffentlichen Verantwortung für die Sozialpolitik sind die tragenden Elemente unserer Arbeit.
Gleichzeitig beteiligen wir uns an der sozial- und gesellschaftspolitischen Diskussion und mischen uns aktiv ein. Darum initiieren wir innovative soziale Projekte und suchen dabei die Kooperation mit anderen Verbänden, der öffentlichen Hand und der Politik.
Praktische und auf die Bedürfnisse der Bürger zugeschnittene soziale Dienstleistungen sowie politisches Engagement für einen funktionierenden Sozialstaat sind das Fundament, auf dem die AWO steht und handelt.
Die AWO ist parteipolitisch neutral, konfessionell, ethnisch und national ungebunden, demokratisch aufgebaut und ausschließlich gemeinnützig tätig.
Professionelle Hilfs- und Beratungsangebote für Menschen aller Altersstufen, eine große Zahl ehrenamtlich engagierter Mitglieder und der politische Einsatz für mehr soziale Gerechtigkeit bilden das Fundament, auf dem die AWO aufbaut. Dabei prägen die Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit unsere Arbeit.
2019 konnte die AWO bundesweit ihr 100-jähriges Bestehen feiern, die am 13.12.1919 von Marie Juchacz gegründet wurde.